Ist meine Geldanlage sicher? Wie kann ich mein Geld strategisch investieren? Wir räumen mit 11 Irrtümern zu Anlagestrategien auf.
„Anlagestrategien sind eine Altersfrage.“
Sie suchen die perfekte Vermögensstrategie? Dann haben Sie vielleicht schon folgenden Tipp gehört: „100 - (Alter) = Aktienquote“. Heißt: Wollen wir als 20-Jähriger langfristig und strategisch investieren, sollte die Aktienquote unseres Depots 80 Prozent betragen. Umgekehrt sind es mit 80 Jahren 20 Prozent.
Ach, wäre doch alles nur so einfach. Ist es aber nicht: Die Formel geht davon aus, dass jüngere Menschen langfristiger investieren und Kurseinbrüche besser wegstecken können. Dabei sind auch andere Faktoren neben dem Alter sehr wichtig: Wie groß ist mein Vermögen? Was will ich erreichen? Worin will ich überhaupt investieren? Wie alt wir sind, ist da von geringerer Bedeutung.
„Ratierlich investieren? Besser auf einen Schlag!“
Angenommen, wir haben Geld vom Onkel aus Amerika geerbt und planen eine langfristige Geldanlage. Was nun? Alles auf einmal investieren? Oder nach und nach anlegen? Das kann zur Frage führen: Wann Fonds kaufen? „Just set it and forget it“ hört man immer wieder als Tipp.
Doch gerade bei sehr langfristigen Anlagen verliert der Unterschied zwischen Einmalanlagen und Sparplänen an Bedeutung. Zudem weiß niemand, wie sich Märkte entwickeln. Vielversprechender ist da ein anderer Tipp: „Lege nie alle Eier in einen Korb“, raten erfahrene Börsianer zu Recht Neueinsteigern. Die Streuung des Risikos in zwei Dimensionen, was den Anlagezeitpunkt aber auch die Aufteilung auf verschiedene Anlageformen angeht, kann eine Geldanlage sicherer machen.
„Unsichere Aktien? Lieber Anleihen!“
„Anleihen sind sicherer als Aktien“ – ein Satz wie aus dem Lehrbuch für Börseneinsteiger. Leider wird dabei oft die entscheidende Fußnote vergessen: Anleihen beinhalten ebenso wie Aktien das Risiko, dass wir als Anleger unser Geld nicht zurückerhalten. Als Aktionär sind wir Eigentümer eines gekauften Unternehmens, als Käufer von Anleihen Gläubiger des Unternehmens. Und eine Insolvenz des Unternehmens kann sowohl die Eigentümer als auch die Gläubiger treffen.
„Geldanlage? Sichere Rendite geht auch ohne Risiko!“
Der Bundesschatzbrief mit seiner attraktiven Verzinsung und Sicherheit war einmal ein echter Schatz. Doch diese Zeiten sind vorbei. Starke Renditechancen und Sicherheit – beides bekommt man schon längst nicht mehr gemeinsam. Einen „free Lunch“, eine „kostenlose Rendite“ gibt es nicht: Höhere Ertragschancen gehen in der Regel immer auch mit höheren Risiken einher.
Aber das Rendite-Risikoprofil bei Geldanlagen lässt sich verbessern. Für jedes Anlageziel und jede Risikobereitschaft gibt es eine sinnvolle Vermögensstrategie. Vor allem sollten wir wenn möglich langfristig investieren: Je länger wir Geld für uns arbeiten lassen, desto weniger wirken sich in der Regel negative Kursschwankungen aus und desto gleichmäßigere Renditechancen haben wir.
Es gibt viele Anlagestrategien – finden Sie die richtige für sich!
„Anlagestrategien gibt es von der Stange.“
In welchen Fonds investieren ich bloß? Welche Geldanlage ist sicher? Was ist die ideale Aktienstrategie? Oft zäumen wir das Pferd von hinten auf, googeln z.B. „sichere Aktien oder Investmentfonds“ in der Hoffnung, das richtige Patentrezept zu finden. Das aber gibt es nicht.
Wer Vermögen aufbauen oder vermehren will, muss zunächst den ersten Schritt vor dem zweiten machen und seine „Ist-Situation“ analysieren: Was habe ich an Vermögen? Wieviel Geld kommt rein, was gebe ich aus? Wo habe ich Verbindlichkeiten, Verträge, Schulden? Bevor wir fundiert Vermögen aufbauen, d. h. stetig und möglichst langfristig investieren, ist es sehr sinnvoll und notwendig, unsere Zeit zunächst mit der ehrlichen Analyse des Status Quo zu verbringen.
„Für einen Sparplan mit Aktien brauche ich keine Strategie."
Ein Sparplan kann als langfristige Geldanlage für viele Anleger eine gute Wahl sein. Dennoch kommen wir nicht drum herum, uns eine Anlagestrategie zurechtzulegen. Denn die Gewissheit, dass eine Geldanlage sicher ist und gleichzeitig eine starke Rendite bringt, gibt es nicht.
Welche Strategie macht Sinn? Unsere langfristigen Investments sollten genau auf das einzahlen, was wir mit ihnen erreichen wollen: zum Beispiel einen Hauskauf, ein sorgloses Leben im Alter oder Startkapital für die Enkel. Bei Anlagestrategien ist oft das Ziel der Weg: Wo wir hin wollen gibt uns vor, welchen Weg wir bei der Geldanlage langfristig am besten einschlagen.
„Eine Top-Aktie reicht als langfristiges Investment.“
Das Risiko einer Geldanlage lässt sich minimieren. Jedoch nicht, indem wir auf zwei oder drei vermeintlich sichere Aktien setzen. Selbst Wertpapiere namhafter Unternehmen sind kein Garant für eine sichere Rendite. In welche Aktien, in welchen Fonds investieren wir also am sinnvollsten? Das sollten wir am besten den Anlageprofis überlassen, die sich täglich mit diesen Fragen beschäftigen.
Ein guter Finanzberater wird uns zudem auf eine notwendige und sinnvolle Risikostreuung hinweisen. Mittel- und langfristig Geld anlegen, heißt aber in der Regel nicht, es zu je einem Viertel in Gold, Aktien, Anleihen und Immobilien zu investieren, sondern es entsprechend auf die Anlageformen aufzuteilen, die zu unseren persönlichen Zielen, zu unserer Risikobereitschaft und Lebensumständen passen.
„Aktien als langfristige Geldanlage lohnen ab 50 nicht mehr.“
Wenn wir bei der Geldanlage langfristig denken, haben wir schon vieles richtiggemacht. Dass sich aber Aktien und andere Investments mit fortschreitendem Alter nicht mehr lohnen, ist ein Irrtum. Selbst wer heute mit Ende 60 in Rente geht, hat im Schnitt weitere 20 Lebensjahre vor sich. Genug Zeit, um zwischenzeitliche negative Aktienmarktentwicklungen hinter sich zu lassen. Und genug Zeit, um sein Vermögen zu vermehren – und z.B. anschließend etwas davon zu vererben oder es einfach selber auszugeben!
„Die beste Vermögensstrategie ist, aktiv zu kaufen und zu verkaufen.“
Wann ist ein guter Zeitpunkt, um Fonds zu kaufen oder zu verkaufen? Wie sicher ist mein angelegtes Geld gerade? Wenn wir uns ständig Gedanken um den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt machen und unsere eigentlich langfristig geplanten Investments immer wieder umschichten, fahren wir oft schlechter als ein Anleger, der sein Vermögen langfristig wachsen lässt ohne ständige zwischenzeitliche Eingriffe.
Nicht umsonst heißt es: „Hin und her macht Taschen leer“. Wer hektisch handelt, nimmt Kursverluste oft eher mit, genauso wie anfallende Transaktionskosten für den Wechsel der Anlageformen. Langfristig investieren kann sich auszahlen: Bei einer weltweiten Geldanlage in Aktien hätte die Rendite von 1900 bis 2018 bei durchschnittlich 5,2 % pro Jahr gelegen, so eine Experten-Studie. Und das trotz diverser Krisen und sogar zweier Weltkriege.
„Eine clevere Anlagestrategie? Jeden freien Cent investieren!“
Eine langfristige Geldanlage eröffnet uns die Chance auf eine ordentliche Rendite. Investieren wir aber unser ganzes Geld in die Vermehrung unseres Vermögens, kann uns das am Ende einiges kosten – nämlich dann, wenn z.B. rund um Haus, Kind oder Auto unerwartete Kosten auf uns zukommen. Darum sollten wir bei allen Anlagestrategien nicht die traditionelle Weisheit vergessen, rund drei Monatsgehälter als Liquidität verfügbar zu haben. Auf diese Weise verhindern wir, Teile unserer Vermögensanlage mit Verlust verkaufen oder einen Kredit aufnehmen zu müssen, wenn Unvorhergesehenes dazwischenkommt.
„Langfristige Geldanlage an den Kapitalmärkten ist Zockerei."
Warum es wichtig ist, sein Geld anzulegen statt alles auf dem Sparbuch zu bunkern, haben wir Ihnen im ersten Teil unserer Serie gezeigt. Nichts tun und auf einen besseren Investitionszeitpunkt zu warten hilft genauso wenig weiter. Am Ende kommt es darauf an, aus allen möglichen Anlagestrategien die für Sie richtige zu finden und diese auch in bewegten Kapitalmarktzeiten beizubehalten.
Was zählt, ist eine kluge Mischung der Anlageformen, der passende Anlage-Zeitraum und die bestmögliche Optimierung des individuellen Risikos, sodass Sie weiter ruhig schlafen können. Dann steht einer langfristig erfolgreichen Vermehrung des eigenen Vermögens eigentlich nichts mehr im Wege.
Sie wollen Ihr Vermögen strategisch aufbauen?